Tag 02 – 15.07.24
15. Juli 2024Tag 04 – 17.07.24
17. Juli 2024Eine kleine Formation Gänse fliegt über mir gen Deich, über den die untergehende Sonne ihre letzten wärmenden Strahlen schickt, und schon bald verschluckt das wohlige Abendlicht ihre kleinen Gestalten am Horizont. Mit ihnen ziehen auch meine Gedanken, über den Deich, über das große Meer, heim zu jenen, die in der Ferne so sehnsüchtig auf frohe Kunde hoffen. Frohe Kunde also will ich ihnen geben und einzig die große Auswahl an schönen Momenten ist es, die die Feder in meiner Hand vom Papier zögernd fernhält.
Soll ich zuerst berichten über die Geselligkeit des Morgens, da wir zu einem kleinen Impuls zusammenkamen und über das Thema Gemeinschaft sprachen, nur um im Anschluss in unseren Kleingruppen nach Herzenslust zu spielen, zu basteln und zu lachen? Es durfte ja jede Gruppe selbst entscheiden, was ihr Herz begehrte, sodass sich nicht aufzählen lässt, was alles getan wurde: Von der Erstellung kreativer Gemälde bis hin zu einer entspannten Schau diverser Youtube-Videos fand man unsere Jüngsten bei allerlei Beschäftigungen. Ein kleiner Teil reiste sogar zum (Edeka-)Markt in die große Hauptstadt der Insel, die eine für uns einfache Dorfmenschen unglaublich klingende Anzahl an Häusern umfasst. Mancher munkelt sogar, sie sei zweistellig.
Am Nachmittage dann maßen wir unsere Schnelligkeit, Ausdauer und taktische Intelligenz in einem großen Maneuver, das mancher als "Siedler von Catan" kennt: Vier Dörfer ringen darin um wertvolle Rohstoffe, glanzvolle Städte und die Gunst des Königs. Ein wunderbares Schauspiel ist diese Übung in jedem Jahr aufs Neue, weshalb sie sich auch so großer Beliebtheit erfreut, dass sie grundsätzlich in den ersten Tagen des Lagers schon eine gewaltige Menge an Stimmen auf sich vereinen kann. So wurden munter Schulen, Kirchen und Kolosse errichtet, um das Ansehen des Dorfes zu steigern, und man munkelt, dass mancher, der voller Eifer und Tatendrang für sein Dorf Rohstoffe sammelte, mit deutlich weniger Eifer die Spielregeln verfolgte - entweder das oder das Würfelglück war heute ungewöhnlich parteiisch.
Wen wundert es da, dass es unsere kleine Demokratie am Abend statt rohem Kampfe mehr nach feiner Ästhetik gelüstete? Also organisierte man eilends eine Modenschau, bei der eine jede Gruppe zur Erheiterung der anderen nach einem vorgegebenen Motto Kleidung, Musik und Gang zeigte. Da manches mehr post-modern umgesetzt wurde, durfte eine kurze Expertise in Form einer Rede nicht fehlen. So wurde denn Kleid und Rock, Top und Hemd, Anzug und Mülltüte entstaubt, um Lacher und Bewunderung zugleich zu ergattern.
Ihr seht also, ihr lieben Leser und Leserinnen dieser Zeilen, dass ich nicht übertrieb, als ich eingangs zögerte, welches der vielseitigen und wunderbaren Erlebnisse ich zuerst schildern sollte. Doch ich tröste mich und entscheide mich für diesen, da ich vor der Nachtruhe diesen kleinen Bericht schreiben darf. Ich tröste mich, denn es sind gar nicht die vielen großartigen Spiele und Aktionen, die den Tag so denkwürdig gemacht haben und über die ich nun lächeln muss. Nein, wenn ich lächle, dann wegen der großartigen Menschen, die hier zusammengefunden haben und die jeden Programmpunkt mit ihrer Lebensfreude füllen. Wenn ich lächle, dann wegen der Aussicht, noch weitere zehn Tage mit ihnen verbringen zu dürfen.
Und lasst euch die Kostbarkeiten, die die Suppenhühner so anbieten, genussvoll schmecken – besonders die Schnitzelchen am Sonntag!
Liebe Grüße
So, so, ihr seid schon unterwegs. Bei der Alltagsarbeit hat man so schöne Sachen, wie ein Sommerlager der KJG recht selten im Blick, wenn man eher weniger damit zu tun hat. Schön sieht es aus bei euch, beschaulich, bei offensichtlich schönem Wetter.
Ich wünsche euch noch schöne, abenteuerliche, interessante, neugierige, kreative … Tage auf der Insel.
Liebe Grüße, Stephan